Bericht von M. Bissegger, Filderklinik (Filderstadt, D)

 

 

"Seit diesem Sommer haben wir in der Musiktherapie ein neues Musikinstrument: das TAO-Klangbett. Dies ist ein übergroßer Resonanzkasten, auf hohen Beinen stehend mit Saiten auf der Unterseite. Oder anders gesagt, es ist eine Liege aus Holz, auf deren Unterseite 50 Saiten quer gespannt sind, die hohen mehr zum Kopfteil hin, die tiefen zu den Füssen hin.

Robert Benedek, Musikinstrumentenbauer aus Österreich, hat das Klangbett entwickelt  und uns gebeten, dieses im stationären Rahmen auszuprobieren. Die klangliche Idee ist von der großen TAO-Leier übernommen. Die Saiten des Klangbettes sind chorisch, d. h. dreifach, mit den TAO-Tönen d - e - a - h, über vier Oktaven (große Oktave bis zweigestrichene Oktave) gestimmt.

Auf diesem übergroßen Instrument kann man liegen. Die Schwingungen, breiten sich über das Holz auf den ganzen Körper des Liegenden aus. Die Saiten werden von uns Musiktherapeutinnen angespielt. Ich kombiniere den Saitenklang sehr gerne mit der Stimme. Mit der klaren Melodie, den klaren Intervallen und der anderen Klangqualität der Stimme kann ich dem Gesamtklang dadurch Struktur, Gestaltung und Charakter geben.

 

Von August bis November 2008 wurden von mir 100 Patienten-Behandlungen durchgeführt bei 32 Patienten, zudem sind 12 Ärzte und  4 Pflegende zu einer Probesitzung gekommen, um sich ein Gefühl über die Wirkung zu verschaffen.

 

Äußerungen von Patienten:

 

„Das spürt man ja am ganzen Körper, wunderbar!“

„Wie von Wellen getragen ...!“

 „Ich kann wieder durchatmen!“

„Die Therapie hat mir Kraft und Stärke gegeben.“

„Ich fühlte mich wie unter einem Wasserfall stehend, rieselnd, reinigend.“

 „Ich fühle mich belebt.“

„Ich kann wieder frei atmen.“

„Meine Schmerzen haben sich verflüchtigt.“ 

„Der Klang hat mich umhüllt.“

 „Meine kranke Leber ist voller Töne und Musik“

 „Jetzt fühle ich mich wieder ganz, nicht so gestückelt.“

 „Ich empfinde eine innere Wärme und eine Freiheit, die weit weg ist von allen Schmerzen, Tränen und Verzweiflung.“

 „Berührt ohne berührt zu werden.“

 

Berichte von zwei Ärzten

 

Dr. med. Antje Oppermann.

Diagnose: Z. n. Gehirnerschütterung und Schleudertrauma

 

Erstbehandlung

Veränderungen während der Therapiestunde:

- zuerst Entspannung und Aktivierung des Darmes

- Entwicklung eines Körpergefühls, welches durch keine mir bisher bekannte      

  Therapie erreicht wurde: sehr gutes Körpergefühl insbesondere im unteren    

  Bereich der Beine, Füße, Entwicklung von “klingenden” Zellen.

- Darüber hinaus erfolgte auch eine seelische Öffnung und Entspannung

  Veränderungen nach der Therapiestunde:

- tiefere und rhythmischere Atmung

- Harmonisierung des angeregten Körperbewusstseins mit vertieftem,    

  erlebbarem, angenehmen Bewusstsein um den Körper

- Das oben genannte Körpergefühl hielt bis zum nächsten Morgen an.

 

Zweitbehandlung

Veränderungen während der Therapie:

- verstärktes Körpergefühl in den Beinen, welches im Laufe der Spieldauer    

   aufstieg bis in den Kopf

- hierdurch Entspannung des Druckgefühles im Kopf

  Veränderungen nach der Therapiestunde:

- in der Nachruhe Entwicklung einer vertieften und ruhigen Atmung

  Das Therapieziel eines tieferen Körpergefühls im “unteren Menschen” nach    

  Gehirnerschütterung und Schleudertrauma wurde erreicht.

 

 

Dr. med. Sven Ehart:

Notizen zu Erfahrungen mit dem Klangbett

 

Ausgangssituation: 

- später Nachmittag bei angespanntem Gesamtbefinden

 

Während der Therapie:

- Klang wirkt unmittelbar auf den Körper, ohne eigene Mitwirkung

- Zunehmend werde ich “abgeholt bzw. eingeladen” durch die Töne und Klänge,   sowohl von oben (Gedanken) als auch von unten (Glieder) mich neu im  

  richtigen Masse zu verbinden bzw. zu lösen

- Körperlich angenehme Empfindung direkt durch die Schwingungen,  

  insbesondere auf den “unteren” Menschen

- Atmung wird regelmäßiger und ruhiger, Puls ruhiger

- Entspannung des Bauchraumes

- Seelische Entspannung, das allgemeine Empfinden harmonisiert sich

- Insgesamt stellt sich ein ausgeglichenes Körpergefühl ein, als ob alles wieder in   einen “Einklang” zurückfindet, zu einem ursprünglichen Wohlgefühl

- Die Therapiedauer von ca. 30 Minuten wird in der erreichten tiefen  

  Entspannung als kürzer erlebt

 

Nach der Therapie: 

- Anschließend langsam abklingender Zustand von erhöhter “Offenheit” sowohl   im Sinnessystem (Auge, Ohren, Haut) als auch im seelischen Empfinden,  

  insbesondere die ersten 30 Minuten, dann bis zu zwei Stunden

- Anhaltendes Gefühl einer “beschwingten” Harmonie und Entspannung, einer  

  “Erleichterung” und eines auch körperlich erlebten “Einklanges”

- Dieses Gefühl ist noch am Folgetag erinnerbar, klingt dann wieder an und ist  

  abgeschwächt erlebbar.

 

 

 

Das Klangbett hat sich vor allem in der Kurzzeit-Therapie bewährt, wie wir es z. B. in der Onkologie und Frauenheilkunde haben. 1-3 Sitzungen können schon viel bewirken. Ziele wie Schmerzlinderung, Atemvertiefung, Entkrampfung, Entspannung, Weitung, Erwärmung, Stärkung der Lebenskräfte, Integration zur Ganzheit, Anregung des seelischen Erlebens haben sich dabei ergeben. Das Erleben kann in dem darauf folgenden Gespräch verdeutlicht werden. Bei längeren Therapieverläufen wie z. B. in der Psychosomatik kann das Klangbett im Wechsel stehen mit der aktiven Musiktherapie. "

 

 

Monica Bissegger

Filderklinik, Filderstadt